SPP berichtet

Gemeinsam besser schreiben - Eindrücke aus dem Schreibworkshop

von Amelie Tihlarik

Freiraum, Ruhe und Zeit zum konzentrierten Verfassen von Texten ist eigentlich unser täglich Brot als WissenschaftlerInnen und gleichzeitig bleibt für genau diese Kernaufgabe im Forschungs-Alltag oft nicht genug Zeit. Zwischen Organisation und Abstimmung in den Forschungsprojekten und möglicherweise individuellen Lehrverpflichtungen wird es eng mit dem Raum für Kreativität. Und wenn er sich dann bietet, fällt es oft schwer, ihn konstruktiv zu nutzen. Dass es sich hierbei nicht um ein individuelles Empfinden handelt, wird bei uns im Frauennetzwerk häufig thematisiert. Dabei entstand die Idee, sich dieser Thematik tiefergehend im Rahmen eines Coachings oder Workshops zu widmen. Und genau das taten wir dann auch im Oktober 2024 und initiierten einen Workshop für das Frauennetzwerk des SPP, der sich mit dem Thema Schreiben beschäftigten sollte.

Zusammen mit Coachin Silke Martin widmeten wir uns in kleiner Runde drei Tage lang dem Schreiben. So starteten wir an einem Montag Anfang Oktober 2024 in Nürnberg mit dem Schreibworkshop. Silke Martin zeigte uns Teilnehmerinnen verschiedene Werkzeuge, die zunächst einmal an den Schreibprozess heranführen und entsprechend einstimmen. Vor allem die künstlerisch kreativen Methoden, wie z.B. das Collagieren, gaben uns auch übers Schreiben hinaus neue Impulse – wie beispielsweise die didaktische Gestaltung von Lehrveranstaltungen.

Unkonventionelle aber effektive Methoden

Als überraschend effektiv hat sich für uns das Free Writing als Werkzeug erwiesen. Free Writing bedeutet, einfach mal drauf los schreiben, was in den Kopf kommt, ohne abzusetzen – und ohne produktiven Anspruch. Das auch gerne per Hand, um so die Gedanken, die einem im Kopf herumschwirren, in einen manuellen Prozess zu übertragen um den Kopf frei zu machen. Was sich zunächst eher nicht so zielführend und strukturiert anfühlt, z.B. hinsichtlich der Fertigstellung eines Artikels, brachte uns selbst aber in eine Art Reflektionsprozess, ganz frei und locker den Status Quo hinsichtlich der eigenen Arbeit zu analysieren. Dabei trat quasi automatisch ans Licht, wo es eigentlich gerade hakt und was angegangen werden sollte.

Den eigene Schreibtyp kennen

Ebenso spannend gestaltete sich die Analyse der individuellen Schreibtypen für uns. Sich den eigenen Schreibprozess genauer anzuschauen, zu erkennen, wie dieser abläuft, sich untereinander darüber auszutauschen, wie man ganz individuell vorgeht, andere Prozesse kennen zulernen und dabei auch über den eigenen zu reflektieren, stellte sich für uns als sehr gewinnbringend dar. Zudem konnten wir uns so auch von den Techniken der anderen Teilnehmerinnen inspirieren lassen.

Zwischen den inhaltlichen Impulsen, welche auf unsere Bedürfnisse zugeschnitten wurden, gab es festgelegte Zeiten, in denen wir uns konzentriert unserem Schreibprojekt widmeten. So konnte jede von uns in diesem regelmäßigen Zeitfenster an ihrem individuellen Vorhaben arbeiten: sei es die Dissertation, der neue Artikel oder das Verfassen eines Blogbeitrags. Betont wurde immer wieder, dass auch die Datenanalyse, das Nachdenken über die Strukturierung eines Textes und eben nicht nur das tatsächliche Schreiben zum Schreibprozess gehört. Und wie wichtig es ist, sich dies immer wieder vor Augen zu halten. Am Ende der drei Tage stellte sich bei uns allen ein sehr positives Gefühl ein, das wir aus dieser Zeit mitnehmen konnten. Silke Martin hatte uns sehr viele neue kreative Impulse mitgegeben, uns dem Raum für Austausch ermöglicht, zudem gleichzeitig als Beratung für individuelle Anliegen bereitgestanden.

Langfristiger Effekt: Gemeinsam statt einsam schreiben

Und was hat uns dieser Workshop langfristig gebracht? Die verschiedenen Techniken, die wir kennenlernen durften, haben wir einige Wochen später an unserem Lehrstuhl in Nürnberg umgesetzt. Der Montag ist nun zum Tag geworden, an dem sich die Schreibbuddies treffen. Sei es bei einem von uns zuhause oder in einem netten Cafe. Wir treffen uns morgens, sprechen kurz über unsere anstehenden Aufgaben - fast wie ein agiles Daily - und dann geht’s los: zweimal 45 Minuten werden per Timer gestoppt und in dieser Zeit wird konzentriert gearbeitet. Danach sprechen wir darüber, was wir geschafft haben. Und wenn noch genug Energie und Zeit vorhanden ist, wird eine weitere Runde mit dem Timer gedreht. Diese Maßnahme haben wir dann nicht nur im weiblichen Kreis umgesetzt, sondern alle Kolleg:Innen, die dahingehend Bedarf haben, sind herzlich eingeladen.
Nun noch die Frage, hat das was gebracht? Definitiv haben wir alle wesentlich besser ins Schreiben gefunden, uns gegenseitig beigestanden und motiviert. Allein schon zu wissen, dass man mit den jeweiligen Herausforderungen nicht alleine ist, tut gut und hilft auch, schrittweise voranzukommen.

Zurück

Wir setzen auf unseren Webseiten nur Cookies ein, die technisch unbedingt notwenig sind. Weitere Infos finden Sie unter

Datenschutz Impressum