SPP berichtet

Von Berlin nach Edinburgh für die Dissertation: Vernetzung und neue Impulse an der Schnittstelle von medizinischer Arbeit und KI

von Kevin Wiggert

Ebenso wie mein Kollege Tim Clausnitzer, der im letzten Jahr auf diesem Blog bereits schrieb, möchte ich diesen Platz nutzen, um aus meiner Zeit am „Institute for the Study of Science, Technology and Innovation (ISSTI)“ an der University of Edinburgh in Schottland zu berichten. Insgesamt fünf Monate, genauer von August bis Dezember 2024, dauerte mein Aufenthalt, ermöglicht durch ein Mercator-Fellowship aus den Mitteln des Schwerpunktprogramms 2267. Für die Ermöglichung dieses Forschungsaufenthalts möchte ich mich sogleich bei allen Beteiligten bedanken, angefangen mit Prof. Sabine Pfeiffer und Manuel Nicklich, die mir vonseiten des Koordinationsprojekts tatkräftig zur Seite standen. Daneben gilt mein Dank auch meinem Chef, Prof. Schulz-Schaeffer, der mich außer- wie inneruniversitär bei dem Vorhaben unterstützt hat, Prof. Robin Williams, der mich wärmstens am ISSTI und bei den Kolleg:innen aufgenommen hat, sowie nicht zuletzt bei der Verwaltung der TU Berlin, die dazu bereit war, mich für die Zeit des Fellowships von meinen Vertragspflichten freizustellen.
So war es mir möglich, die zwei avisierten Ziele, die ich mit meinem Aufenthalt verbinden wollte, erfolgreich umzusetzen. Zum einen konnte sich die Universität Edinburgh über das ISSTI hinaus seit längerem international den Ruf aufbauen, an der sozialwissenschaftlichen Erforschung der Schnittstelle von Medizin und Technik führend zu sein. In den letzten gut zehn Jahren legte man den Fokus dann vermehrt in die Richtung Medizin und KI. Da ich mich in meiner Doktorarbeit mit Auswirkungen von Maschinellem Lernen auf Wissensordnungen in der Medizin beschäftige, war es mir möglich, inhaltlich schnell Anschluss zu finden – auch dank einer schnell organisierten Möglichkeit, meine Dissertation work-in-progress einem interessierten Publikum vorzustellen.
Eine Besonderheit des ISSTI, von der ich spätestens während dieses Seminars, jedoch während meiner gesamten Zeit am Institut profitierte und bald sehr zu schätzen lernte, ist dessen großflächige und interdisziplinäre Vernetzung, die nicht zuletzt durch eine ganze Reihe an E-Mail-Verteilern gelebt und aufrechtgehalten wird. So öffnete sich mir noch bevor ich in Edinburgh ankam das inneruniversitäre Netzwerk derjenigen, die zu KI und Medizin arbeiten und Kontakte zu knüpfen, zum Beispiel zum sozialwissenschaftlich geprägten Centre for Biomedicine, Self and Society innerhalb des Usher Institutes und zur Forschungsgruppe DARE (kurz für „Data and the 'Healthcare Revolution'“) des Departments Science, Technology and Innovation Studies, zum dem auch das ISSTI gehört. Diese Konstellation bildete sodann einen fruchtbaren Boden nicht nur für fachlichen Austausch, sondern ermöglichte es mir, mit neuen inhaltlichen Inputs meine Doktorarbeit voranzubringen. In einer kleinen Bibliothek, nicht größer als 20 Quadratmeter, lies es sich zwischen alten wie neuen Ausgaben einschlägiger Werke der Science and Technology Studies gut schreiben – und hin und wieder durch Aufsätze blättern.
Aber auch neben diesen Tätigkeiten bot die akademische Infrastruktur viel Raum und Möglichkeit zur Partizipation. Neben der Teilnahme an einer Summer School für Early Career Researchers des Vereins AsSIST-UK im wunderschönen York, konnte ich ebenfalls an dem internationalen Symposium zu „Caring Machines“ am Bayes Centre for AI and Data Science besuchen (wo ich zu meiner Freude auch Celia Spoden vom Deutschen Institut für Japanstudien wiedersehen konnte, die uns 2023 bei der Feldforschung zu Pflegerobotik in Japan sehr geholfen hatte). Aus dem Kontext des Symposiums ist auch ein interdisziplinäres Positionspapier zu verantwortungsvoller Forschung und Technikentwicklung im Bereich der Pflegearbeit geplant.
So war es mir möglich, vor allem im letzten Monat meines Forschungsaufenthalts das Brückenschlagen zur Pflegerobotik, der wir uns im SoCoRob Projekt am SPP widmen. Auch im Bereich sozialer und serviceorientierter Robotik stellt sich die Universität Edinburgh grundsätzlich neu auf – unter anderem mit dem 2022 eröffneten „The National Robotarium“, dem seitdem größten Forschungszentrum für Robotik in Großbritannien. Um den Moment zu nutzen – und als schöner Abschluss des Forschungsaufenthalts – veranstaltete ich zusammen mit Robin Williams, Giulia de Togni und Tim Clausnitzer Ende Dezember einen Vernetzungsworkshop, um Sozialwissenschaftler:innen aus dem Vereinigten Königreich und Deutschland, die zu Robotik und Arbeit forschen, zusammenzubringen. Die hybride Veranstaltung war ein voller Erfolg und bildete den Auftakt für eine Kolloquiumsserie, die Mitte Februar 2025 das erste Mal stattfand.
Insgesamt bin ich sehr dankbar für diesen Forschungsaufenthalt in Edinburgh. Er diente nicht nur der persönlichen und akademischen Weiterentwicklung, sondern machte ebenso auf der personalen Ebene eine stärkere internationale Vernetzung von Forschungsinteressen und -aktivitäten des Instituts für Soziologie an der TU Berlin und der School for Social and Political Sciences an der University of Edinburgh möglich. Ich kann daher nur wärmstens empfehlen, nach Fördermöglichkeiten für eine solche Episode als Doktorand Ausschau zu halten.

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