Zwischen Electronic Performance Monitoring und Pizzaparties
Ich befinde mich aktuell im dritten Jahr meiner Promotion am Lehrstuhl für Psychologie im Arbeitsleben von Prof. Dr. Cornelia Niessen. Mein Forschungsfokus liegt auf Electronic Performance Monitoring (d.h. der Einsatz technologischer Mittel zur Beobachtung, Aufzeichnung und Analyse arbeitsbezogener Daten) und den Reaktionen von Arbeitnehmenden darauf, mit besonderem Augenmerk auf dem Thema Privatheit und Grenzen. Als Teil des Projekts „Digitale Kontrolle in Arbeitsverhältnissen“ im SPP2267 „Digitalisierung der Arbeitswelten“ freue ich mich, dass ich durch die Betrachtung dieser Themen durch psychologische Linse einen Beitrag zum interdisziplinären Diskurs des Forschungsverbunds leisten kann. Im Rahmen des Mercator Fellowships habe ich in diesem Jahr die Gelegenheit erhalten, für einen Forschungsaufenthalt Prof. Dr. Tara Behrend an der School of Human Ressources and Labor Relations der Michigan State University in East Lansing USA für zwei Monate besuchen. Professor Behrend und ihr Team (https://www.wave-lab.org/) konzentrieren sich auf die Gewinnung von Wissen durch rigorose Forschung mit realen Auswirkungen, um menschlich-technologische Systeme zu verbessern und die Politik zu informieren. Die Erfahrung des Forschungsaufenthalts war dabei nicht nur förderlich für den fachlichen Austausch, sondern auch eine Vertiefung meiner Forschungsperspektiven in einem internationalen Kontext, messbar unter anderem an der Generierung von konkretem wissenschaftlichen Output (z.B., Wolff, Ravid & Behrend, in press).
Die Michigan State University, gehört in den USA zu den top öffentlichen Universitäten und ihr Campus liegt in East Lansing. Wenn man an Michigan denkt, denkt man vielleicht an einen ungemütlichen Winter und einen grauen Staat, in dem alle nur mit dem Auto von A nach B fahren. Allerdings durfte ich in der Zeit von Oktober bis Dezember zu meiner Überraschung Michigan vor allem als „unusual sunny“ und „warm“ erleben. Ein bisschen Indian Summer bekommt man im mittleren Westen in dieser Zeit dann auch noch ab, und so konnte ich bei meinem täglichen Weg zur Uni mit dem Fahrrad die bunten Herbstblätter und die Natur bewundern. Meine Zeit an der Michigan State University habe ich als sehr vielfältig erlebt. Als Campusuniversität bot sich mir eine dynamische und multikulturelle Umgebung. Der Dialog mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Ländern wurde somit zu einer lebendigen Erfahrung, die meine Perspektiven nicht nur auf die amerikanische Forschungslandschaft erweiterte, sondern auch auf globaler Ebene neue Horizonte eröffnete. Inmitten eines internationalen Netzwerks von Wissenschaftler*innen konnte ich von einer breiten Vielfalt an Fachwissen profitieren und verschiedene Perspektiven und Wahrnehmungen in Bezug auf mein Forschungsthema erfahren.
Insbesondere in dieser Phase als Jungwissenschaftlerin konnte ich für mich wertvolle Kontakte knüpfen. Das Netzwerken ermöglichte mir fachliche Diskussionen und eröffnete mir konkrete Möglichkeiten für zukünftige Zusammenarbeit und Projekte. Ein besonders erfreuliches Ergebnis meines Aufenthalts sind dabei die entstandenen Kooperationen, die bereits konkrete Früchte tragen. Zum Beispiel ist ein Paper entstanden, das sich mit der Managerperspektive bei der Anwendung von Electronic Monitoring befasst und bereits für die Veröffentlichung in der renommierten Zeitschrift Organizational Dynamics akzeptiert wurde. Darüber hinaus freue ich mich, mitteilen zu können, dass ein Full-Paper-Konferenzbeitrag zum Thema "Cultural Values and Electronic Performance Monitoring" für die Präsentation auf dem kommenden Kongress der Society of Organizational and Industrial Psychology in Chicago 2024 angenommen wurde. Diese konkreten Ergebnisse unterstreichen die Qualität der Zusammenarbeit und tragen auch zur Stärkung der internationalen Vernetzung im wissenschaftlichen Umfeld bei.
Ein Highlight während meines Aufenthalts war auch die Gelegenheit, meine Projekte und Arbeiten als Teil der Speaker Series der School of Human Ressources and Labor Relations der MSU vorzustellen. Diese arbeitet interdisziplinär und beherbergt verschiedene Disziplinen wie Arbeits- und Organisationspsychologie, Ökonomie und Soziologie. Dies spiegelt sich auch im Diskurs unseres SPP2267 wider und war deshalb besonders spannend. Das konstruktive Feedback, das ich erhielt, half mir nicht nur, meine Forschung zu verbessern, sondern erweiterte auch meinen Horizont, indem es mir neue Perspektiven auf mein Forschungsgebiet eröffnete. Ich wurde sehr herzlich an dieser Schule von allen empfangen und in die Aktivitäten vor Ort eingebunden. Zum Beispiel nahm ich an verschiedenen Forschungskolloquien, Gastvorträgen und Brownbags teil. Dabei kamen auch die Feierabendaktivitäten wie Freitagscocktailabende und Pizzaparties nicht zu kurz.
Besonders inspirierend war für mich allerdings die Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Tara Behrend an deren Team ich fest angegliedert war und als Teil des WAVE Labs regelmäßig an den wöchentlichen Teammeetings bis heute noch teilnehme. Der inhaltliche Fit ermöglichte eine effektive Zusammenarbeit und förderte auch den fachlichen Austausch sowie meine Perspektivenübernahme. Ihr Engagement und ihre Expertise in unserem gemeinsamen Forschungsgebiet haben meine Forschungsbemühungen vorangetrieben und ich habe auch viel Inspiration mit Ihr als Vorbild für meinen zukünftigen Karriereweg gewonnen. Durch diese einzigartige Möglichkeit und ihre Unterstützung konnte ich von ihrem Fachwissen profitieren, verschiedene Kontakte knüpfen und auch persönlich wachsen. Das Thema Electronic Performance Monitoring im Arbeitskontext ist ein wichtiges Thema, das uns gesellschaftlich auch in unserer Arbeitswelt immer mehr beschäftigen wird. Die Möglichkeit, dieses Forschungsthema aus den USA heraus zu beleuchten, ermöglichte mir einen Einblick in die Unterschiede in der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Bewertung und trug auch zur Sensibilisierung für die Herausforderungen in der modernen Arbeitswelt bei.
Mein herzlicher Dank gilt dem Mercator Fellowship Komitee für die Entscheidung, mir diese Möglichkeit zu bieten, sowie an Dr. Manuel Nicklich für die Unterstützung bei der Organisation. Das Mercator Fellowship ist nicht nur eine Anerkennung meiner Forschungsarbeit, sondern auch eine tolle Chance für Jungwissenschaftler*innen, ihren Horizont zu erweitern und international wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Mein Dank geht auch an meine Professorin Cornelia Niessen, die mich sowohl fachlich, als auch persönlich in meiner Entwicklung als Forscherin unterstützt hat. Insgesamt war mein Aufenthalt bei Prof. Tara Behrend an der Michigan State University nicht nur ein Meilenstein in meiner akademischen Laufbahn, sondern auch eine persönliche Bereicherung. Die gewonnenen Erkenntnisse, die neuen Kontakte und die Erfahrungen werden einen dauerhaften Einfluss auf meine Forschung und meine berufliche Entwicklung haben. Ich freue mich darauf, die gewonnenen Erkenntnisse und Inspirationen in meine zukünftige Arbeit einfließen zu lassen und denke gerne an all die wundervollen Erlebnisse während dieser Zeit zurück.
Herzlichst, Mauren S. Wolff