Autonomie und Kontrolle in digitalen Arbeitskontexten von Hochzuverlässigkeitsorganisationen

Universität Hohenheim/Georg-August-Universität Göttingen

Projekthintergrund

Das Ziel des Projektes ist die Analyse der Wahrnehmung von Autonomie und Kontrolle von Mitarbeitenden in digitalen Arbeitskontexten von Hochzuverlässigkeitsorganisationen. Diese Wahrnehmung ist wesentlich für das Arbeitshandeln in Organisationen. Die hier fokussierten Bereiche sind Krankenhäuser und Flughäfen. Krankenhäuser stellen grundlegende und lebenswichtige medizinische Dienstleistungen bereit. Flughäfen sind bedeutsame Zentren des nationalen und internationalen Personen- und Güterverkehrs mit entscheidenden Sicherheits- und Mobilitätsfunktionen für Wirtschaft und Gesellschaft. Beide Kontexte sind in besonderem Maße von Digitalisierungsschritten betroffen.

In beiden Fällen weisen die Arbeitsplätze einen hohen Technologiestandard auf, die Teams sind hochspezialisiert, hohen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt, haben häufig eine sich schnell ändernde Arbeitsintensität, verarbeiten eine große Datenmenge, sind mit kritischen Entscheidungssituationen konfrontiert und handeln in Situationen, in denen kleine Fehler fatale Folgen haben können. In diesen Kontexten sind daher die Wahrnehmung von Autonomie und Kontrolle und die daraus resultierenden Auswirkungen auf das Arbeitshandeln und die Zusammenarbeit in Teams entscheidend.

Fragestellung des Projekts

Das Projekt leistet einen Beitrag zur Diskussion über die Auswirkungen digitalisierter Arbeitsplätze auf die Belegschaft und die Zusammenarbeit in Teams im Hinblick auf die Arbeits- und Prozessgestaltung in Hochzuverlässigkeitsorganisationen bzw. high-reliability organizations (HRO). Aus der Perspektive des Logistik- und Dienstleistungsmanagements werden Ansätze für die Digitalisierung in Dienstleistungen wie Transport, Logistik und Gesundheitswesen abgeleitet. Das interdisziplinäre Projekt zielt insbesondere darauf ab, den Zusammenhang von Autonomie und Kontrolle weiter zu erforschen und für den kritischen Fall der HRO zu diskutieren.

Im Zentrum steht die folgende Fragestellung: Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Wahrnehmung der Mitarbeitenden von Autonomie und Kontrolle in der HRO aus? Zur Bearbeitung dieser Fragestellung werden Krankenhäuser und Flughäfen verglichen und die strategische und operative Ebene in den jeweiligen Organisationen gespiegelt. Das Projekt adressiert damit nicht nur Forschungslücken im Hinblick auf Digitalisierungsprozesse, sondern zielt auch auf konzeptionelle Erweiterungen und Bezüge zwischen bisher unverbundener Forschungsliteratur in den Managementwissenschaften und der Soziologie.

Empirisches Vorgehen

Ein Mixed-Methods-Studiendesign soll Einblick in die Wahrnehmung von Autonomie und Kontrolle sowie die Kooperation von Mitarbeitenden in Krankenhäusern und Flughäfen geben. Der empirische Forschungsansatz setzt sich zusammen aus (1) Experteninterviews mit der strategischen Führungsebene von Organisationen, (2) teilnehmenden Beobachtungen (inkl. Beobachtungsinterviews) sowie (3) problemzentrierten Interviews mit Mitarbeitenden in Krankenhäusern und an Flughäfen. Die damit erreichten qualitativen Ergebnisse werden ergänzt durch eine (4) quantitative Erhebung zum Vergleich der Autonomie- und Kontrollwahrnehmung in unterschiedlichen digitalen Arbeitskontexten.

Die beobachteten Veränderungen stehen in Verbindung mit einer Betrachtung der Entwicklungen auf der Mikro- und Meso-Ebene und schließen die Dimensionen „Durchdringung“, „Verfügbarmachung“ und „Verselbständigung“ für die betroffenen Mitarbeitenden ein. Die Ergebnisse des Forschungsprojektes sind bedeutsam für die Diskussion von Autonomie und Kontrolle sowie der Effekte von Digitalisierungsschritten für die Mitarbeitenden und deren Kooperation speziell in Hochzuverlässigkeitsorganisationen sowie allgemein die digitale Arbeitsgestaltung im Logistik- und Dienstleistungssektor.

Uni Hohenheim
Georg August Uni Göttingen
Prof. Dr. Caroline Ruiner
Projektleitung

Universität Hohenheim

Lehrstuhl für Soziologie

+49 711 - 459 23437
Prof. Dr. Matthias Klumpp
Projektleitung

Georg-August-Universität Göttingen

Professur für Produktion und Logistik

+49 551 - 39-27257
Mona Bardmann

Universität Hohenheim

Lehrstuhl für Soziologie

Josephine Thums

Georg-August-Universität Göttingen

Lehrstuhl für Produktion und Logistik

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