Maschinelles Sehen bei der Arbeit: Die digitale Transformation der Arbeit als Transformation der Praxis und Organisation des Sehens

ISF München/Deutsches Museum

Projekthintergrund

Die digitale Transformation der Arbeit geht mit einer soziotechnischen Zurichtung des menschlichen Sinnesapparates einher. Dies gilt vor allem für das Sehen, das im Zuge der Digitalisierung als eine Tätigkeit erkannt wird, die formalisiert und von konkreten Inhalten abgelöst werden kann. Damit wird das Sehen zum Gegenstand einer weitreichenden Automatisierung. Die Dynamik im Mensch-Maschine-Verhältnis, die durch den Einsatz von Technologien des künstlichen Sehens am Arbeitsplatz entsteht, spielt sowohl historisch als auch aktuell eine große Rolle. In jüngerer Zeit ist die Automatisierung des Sehens durch den Einsatz von Künstlichen Neuronalen Netzen gekennzeichnet.

Um die praktischen, epistemischen und organisatorischen Konsequenzen der digitalen Transformation des Sehens am Arbeitsplatz zu verstehen, verbindet das Projekt Ansätze aus der Arbeitssoziologie, der Wissenschaftstheorie und der Technikgeschichte. Es wird untersucht, wie die neuronalen Modelle des Sehens entstehen und transformiert werden, wie sie konkrete Arbeitsbereiche durchdringen und zu einer spezifischen Transformation von Arbeit führen.

Fragestellung des Projekts

Das Projekt versteht die digitale Transformation von Arbeit als einen komplexen soziotechnischen Prozess, der auf historischen Dynamiken sowohl der Nutzung als auch der Entwicklung von Technik beruht. Dazu ist es notwendig, die gesellschaftliche Produktion und Nutzung maschinellen Sehens auf die zugrundeliegenden konzeptionellen Modelle des Sehens und die Art und Weise ihrer technologischen Umsetzung zurückzuführen.

Damit ermöglicht das Projekt eine soziologische und historische Analyse der Prozesse der Durchdringung, Verfügbarmachung und Verselbständigung des maschinellen Sehens am Arbeitsplatz.

Empirisches Vorgehen

Anhand der Unterscheidung eines substitutiven Einsatzes, der die menschliche Sehtätigkeit ersetzen soll, und einer komplementären Nutzung, die an das menschliche Sehen anknüpft, werden zwei Fallstudien in der Medizin (Radiomics-Analysen) und bei Einfacharbeit (automatisierte Sichtprüfung) durchgeführt. Das Feld „Praktiken“ untersucht die Formen der Einbettung und die Folgen des künstlichen Sehens auf den Ebenen des Arbeitshandelns (Mikroebene), der Arbeitsorganisation (Mesoebene) und der Berufe und Professionen (Makroebene).

Die Schwerpunkte der Fallstudien werden im Feld „Forschung und Entwicklung“ aufgegriffen und im Kontext der Wissenschafts- und Technikgeschichte untersucht. Die historische Untersuchung der Entstehungsbedingungen der Modelle wird deren epistemische und technische Implikationen herausarbeiten und die für das Feld „Modelle“ geplante wissenschaftstheoretische Analyse einbetten und vorbereiten. Die in diesem Feld behandelten Modelle sind nicht nur historisch relevant, sondern stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit den in Praktiken untersuchten Formen der Einbettung und den Folgen des digitalen Wandels für heutige Arbeitswelten.

Dr. Michael Heinlein
Projektleitung

ISF München

+49 89 - 272921-12
PD Dr. Rudolf Seising
Projektleitung

Deutsches Museum

Dr. Norbert Huchler

ISF München

Judith Neumer

ISF München

Dinah Pfau

Deutsches Museum

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