Digitalisierungsprozesse in öffentlichen Organisationen

Leibniz Universität Hannover

Projekthintergrund

Wir untersuchen Digitalisierungsprozesse in öffentlichen Organisationen wie Krankenhäusern, Schulen, Jugendämtern und Ausländerbehörden. Diese Prozesse sind durch das Zusammenspiel von technischen Infrastrukturen, reorganisierten Arbeitspraktiken und Organisationsstrukturen sowie durch gesellschaftliche Diskurse geprägt. Gerade in öffentlichen Organisationen sind die Erwartungen an Potenziale der Digitalisierung hoch. Sie treffen zugleich auf Knappheiten wie den Fachkräftemangel und auf Restriktionen der Gestaltbarkeit von Digitalisierung, die sich in Unternehmen weniger zugespitzt finden.

Die Entfaltung der gewünschten Potenziale der Digitalisierung ist damit kein rein technischer Prozess, sondern erfordert unter anderem unterschiedliche Formen der Datenarbeit vonseiten der Organisationen als auch von ihren Klient*innen. Unsere Forschung zielt darauf ab, zu verstehen, wie Digitalisierungsprozesse im öffentlichen Sektor organisiert sind, wie sich durch sie der Personenbezug und die Fallbearbeitung in und zwischen ihnen verändert, was Gelingensbedingungen in der Restrukturierung von Prozessen sind: Wie konfigurieren sich in und durch Digitalisierung die Beziehungen zwischen Bürger*innen, dem Staat und seinen Organisationen neu?

Fragestellung des Projekts

Vor diesem Hintergrund ist unsere Forschung von Fragen geleitet, die sich sozialwissenschaftlich und mit Perspektiven der STS mit Digitalisierungsprozessen in öffentlichen Organisationen und ihren Implikationen für unterschiedliche, nicht zuletzt vulnerable und marginalisierte gesellschaftliche Gruppen beschäftigen. Das Augenmerkt liegt erstens auf den sich wandelnden Verhältnissen zwischen Organisationen und ihren Klient*innen. Dabei ist die Frage leitend, wie sich Beziehungen zwischen öffentlichen Organisationen und Bürger*innen im Kontext der Digitalität gestalten.

Zweitens liegt unser Fokus auf den Arbeitsprozessen und Formen der Reorganisation von innerhalb der digitalisierten Organisationen. Hierbei untersuchen wir, welche Formen der Daten-Arbeit und des digitalen und hybriden Organisierens entstehen und in welchen soziotechnischen Konstellationen sie realisiert werden. Übergreifend zielt das Projekt darauf ab, vertieft zu analysieren, wie nicht nur Digitalisierung Organisationen verändert, sondern auch, wie umgekehrt Organisationen als soziale Systeme und Interorganisationsbeziehungen Digitalisierungsprozesse strukturieren.

Empirisches Vorgehen

Wir nutzen eine Vielzahl an innovativen multimethodischen Ansätzen qualitativer und partizipativer Forschung. So setzen wir Methoden wie Datenreisen (Data Journeys) und Walkthroughs ein, um zu verstehen, welche Wertevorstellungen etwa im Design von Informationssystemen und digitalen Infrastrukturen eingeschrieben sind. Diese Ansätze ermögliche es uns, Informationssysteme und Fachanwendungen in Jugendämtern, Krankenhäusern oder Ausländerbehörden sowie Bildungstechnologien in Schulen z.B. in Hinblick auf die Rekonfiguration von Rollen und Zuständigkeiten zu analysieren.

Mittels ethnographischer Begleitung und Methoden wie problemzentrierter Interviews oder Diskursanalysen werden zudem Praktiken, Perspektiven und Diskurse gesellschaftlicher Gruppen im öffentlichen Sektor vertieft untersucht. Unter Anwendung partizipativer Methoden erhalten die Forschungspartner*innen schließlich die Möglichkeit, Erkenntnisse aus der Forschung für ihre eigene Organisationsentwicklung zu diskutieren und aufzugreifen.

Volkswagen Stiftung
Prof. Dr. Stefanie Büchner
Projektleitung

Leibniz Universität Hannover
Juniorprofessur Soziologie der Digitalisierung

+49 511 - 762-3143
Dr. Irina Zakharova

Leibniz Universität Hannover
Arbeitsbereich Soziologie der Digitalisierung

Falk Justus Rahn

Leibniz Universität Hannover
Arbeitsbereich Soziologie der Digitalisierung

Katharina Braunsmann

Leibniz Universität Hannover
Arbeitsbereich Soziologie der Digitalisierung

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